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Edgar Wind: Kunst und Anarchie - ein Video

Heute, am 1. Mai 2020, sollte die Gründungsveranstaltung des

Instituts zur Rettung der Welt aus dem Geiste der Kunst - IRWEGK

in Köln im stimmfeld-Studio stattfinden.

Aus den bekannten Gründen ist daraus nichts geworden. Corona machts unmöglich.
Doch ich wollte den Tag nicht ganz ungenutzt verstreichen lassen und habe deshalb ein Video gemacht, in dem ich ein paar Thesen des Kunsthistorikers Edgar Wind zur Kunst in der Moderne vorstelle, die eine gute Ausgangsbasis für Gespräche über die Rettung der Welt aus dem Geiste der Kunst darstellen!


Zu diesen Gesprächen lade ich hier auf dem Blog herzlich ein!

 

Hier der Link zu dem Text von Edgar Wind, auf den ich mich in dem Video beziehe. Es handelt sich um eine Reihe von Radiovorträgen, die Wind 1960 für die BBC gegeben hat. Man findet auch Aufnahmen davon im Netz. Ich arbeite mich an dem ersten Vortrag ab, der hier in schriftlicher Form und auf englisch zu finden ist:

http://downloads.bbc.co.uk/rmhttp/radio4/transcripts/1960_reith1.pdf

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Volkmar Mühleis (Samstag, 02 Mai 2020 19:37)

    Lieber Ralf,

    vielen Dank für diesen wunderbaren ersten Beitrag! Erst einmal habe ich mich visuell daran erfreut - die Farben von Hemd, (leicht schräger) Leiste im Hintergrund und Wand gaben ein gestaltungsfreudiges Bild ab! Und dann Deine erfrischende Zwischenmusik, keineswegs 'störend' und zugleich daran erinnernd, wieviel mehr Spielraum diese Klänge im öffentlichen Leben haben dürften/sollten! Zu Deinen Thesen: Christian Lehnert ist als Theologe und Dichter im Augenblick gar nicht traurig über die Marginalisierung der Kirche - es bietet die Chance zur Konzentration aufs Wesentliche. Vielleicht bietet es in der Kunst - Stichwort Weniger ist Mehr - auch eine Chance zur 'Exnovation' (im Gegensatz zu Innovation und entscheidend in der Nachhaltigkeitsforschung) aufs Wesentliche. Wollen wir das aber? Und dann: Inwieweit geht es um Repräsentation, Machtanspruch auch der Kunst - wogegen ich meine Zweifel hätte -, und inwieweit um wahres Geteiltsein? Ich denke, die Kunst müsste zunächst ihre Scheu vor der Ethik überwinden. Platon hat ihre Verstrickung damit ebenso richtig erkannt, wie das die Frage der Gerechtigkeit im Zentrum des menschlichen Lebens steht (deshalb seine Utopie vom 'gerechten Staat', der 'Politeia'). Was mag einen beschäftigen, kurz vor dem Tod: Dass man ungerecht gewesen sein mag, anderen gegenüber, man vielleicht seinen Frieden sucht (mit anderen) - oder ein Kunstwerk? Die Gemeinschaft entsteht mit dieser ethischen Empathie. Ich denke, als Kunst sich auf Kritik modernistisch kapriziert hat (gegen etwa Fragen der Schönheit, der Ruhe, etc.), hat sie ebenso an Gemeinschaft verloren wie später im Tanz um sich selber, auf dem Kunstmarkt. Glücklicherweise gibt es jedoch so viele berührende, verstörende Werke und Darbietungen auch heute, dass man durchaus seine Seitenwege findet… Vielleicht soviel für heute. Bleib gesund & liebe Grüsse, Volkmar

  • #2

    Ralf Peters (Sonntag, 03 Mai 2020 12:45)

    Lieber Volkmar,

    vielen Dank für deine Kommentare und Weiterführungen der Gedanken aus dem Video! Das zeigt deutlich genug, wie sehr wir dann doch den Austausch im direkten Gespräch benötigen, um diese Dinge zu diskutieren. Da gibt es so viel, worüber wir reden können!
    Das Gute an der Marginalisierung, Exnovation und so weiter.
    Ich will hier nur auf einen Punkt eingehen: die Scheu der Kunst vor der Ethik, die überwunden werden sollte. Bei Edgar Wind gibt es dazu einen interessanten Gedanken. Er sagt nämlich, dass es in der modernen Kunstrezeption und besonders in der Kunstkritik eine Unterscheidung gibt, die vorher unmöglich gewesen wäre. Man kann nämlich heute den ästhetischen Wert eines Kunstwerks oder einer Kunstaktion rühmen und herausheben, auch wenn man die ethischen Implikationen nicht mitmachen will. Als Kunstwerk gelungen, ethisch aber fragwürdig, wäre dazu die Kurzform. Mir fällt dazu die Gewaltverliebtheit großer Teile der heutigen Filmkunst ein, aber es gibt noch andere Beispiele. Mir scheint, auf dem Weg lässt sich die Welt mit dem Geiste der Kunst nicht retten.
    Dann taucht allerdings die Frage auf, wie sich heute Ethik in der Kunst zeigen und wirksam werden kann. Vermutlich nicht auf dieselbe Art wie bei Platon....

    Wir bleiben dran!


    Ralf